Das SAID-Prinzip geht zurück auf den englischen Ausdruck „Special-Adaption to Imposed Demand“ kurz SAID. Auf Deutsch bedeutet das: spezielle Anpassung an eine gestellte Anforderung. Und Training ist Anpassung. Das klingt jetzt unglaublich kompliziert ist aber letztlich ganz einfach. Dein Körper macht genau das, was du von ihm verlangst. Er passt sich an die ihm täglich immer wieder gestellten Anforderungen an oder noch deutlicher: DU BIST WAS DU TUST!
Du bist was du tust
Was bedeutet das konkret? Es bedeutet, dass du schon dein ganzes Leben trainierst. Wir Menschen sind Meister der Anpassung. Nicht nur, dass wir uns in mehreren Millionen Jahren Evolution zu dem entwickelt haben, was wir jetzt sind: Homo Sapiens. Eine Spezies von aufrecht gehenden Lebewesen, die sich hervorragend an sich verändernde Lebensumstände angepasst hat. Evolutionsforscher bezeichnen das als Phylogenese: die Entwicklung einer Art. Es gibt auch die sogenannte Ontogenese: Die Entwicklung des Einzelnen. Und genau diese Ontogenese ist der für uns spannende Prozess. Sie bedeutet nämlich, dass wir nicht nur eine gewisse genetische Veranlagung haben, die uns als Menschen auszeichnet, sondern, dass wir auch noch während unseres Lebens Anpassungsprozesse vollziehen. Und zwar permanent.
Die Vor- und Nachteile des SAID- Prinzips
Das SAID-Prinzip ist deswegen ein zweischneidiges Schwert. Du kannst es dir zu Nutzen machen, indem du es zu einer Grundlage für dein Training machst. Das bedeutet, du verstehst dein Training als Anpassungsprozess. Training ist ein systematischer, individueller, messbarer und geplanter Anpassungsprozess. Wenn du also auf ein gewisses Ziel hintrainierst dann solltest du dein Training so spezifisch wie möglich gestalten. Wenn du also ein Läufer bist, solltest du dein Training darauf ausrichten, die Laufbewegungen systematisch zu üben. Dazu kannst du entweder einfach Laufen oder eben im Training einzelne Aspekte üben, die du für das Laufen brauchst.
Der Nachteil des SAID-Prinzips: Du trainierst eigentlich immer. Das bedeutet auch wenn du auf dem Sofa sitzt, auf dem Bürostuhl sitz, mit dem Auto zur Arbeit fährst, mit der Bahn oder mit dem Rad unterwegs bist. Dieses ungeplante nicht systematische Training merkt sich dein Bewegungsapparat genauso, wie das systematische. Wenn du das SAID-Prinzip also konsequent verfolgen möchtest musst du ein Bewusstsein dafür entwickeln, dass du nie nicht trainierst und dementsprechend deinen Lebensstil anpassen.
Soll ich jetzt meinen Bürostuhl verbrennen?
Das würde zwar sicherlich eine amüsante Szene im Büro geben, aber dass sollst du natürlich nicht. Stattdessen gewöhnst du dir einfach ein paar kleine Alltagstricks an: Zum Beispiel öfter mal die Sitzposition zu wechseln, zwischendurch mal aufstehen und die Muskeln, die du während des Sitzens beanspruchst bewusst entlasten und bewegen. Also mal kurz zur Kaffeemaschine gehen, zum Kopierer und mal mit der Hüfte kreisen oder wenn dir ein Stift herunterfällt nutze die Gelegenheit eine Rumpf- oder Kniebeuge zu machen. Sei kreativ und baue kleine Bewegungsphasen in den Alltag ein.
Der Fitnessfehler
Viele Menschen denken, sie würden mit einer Stunde Fitnesstraining am Tag ihrer Gesundheit etwas Gutes tun. Das ist auch bestimmt nicht falsch. Ein wenig Sport ist immer besser als gar keiner. Aber wenn du den Artikel aufmerksam gelesen hast, dann hast du jetzt verstanden, dass du das SAID-Prinzip in dein Training integrieren musst. Das bedeutet, es bringt deinem Körper nur bedingt etwas, wenn du ihn den ganzen Tag zum Sitzen ausbildest und dann abends – auch wieder auf Geräten sitzend – nur deinen Bizeps aufpumpst. Auch die halbe Stunde HIIT Training (Hoch intensives Intervall Training) ist zwar super für dein Herzkreislaufsystem, aber wenn du deine Muskulatur, nicht zunächst mal aus der Sitzposition herausgelöst wird und etwas gelockert und aufgewärmt wird, dann wirst du Schwierigkeiten haben, die Übungen sauber und gelenkgerecht auszuführen. Versuche einen geraden Unterarmstütz zu machen, nach dem du eine Stunde gesessen hast und du verstehst das Prinzip sofort. Wenn du auf den Sitzkörper ein hochintensives Training draufsetzt, wirst du zwar äußerlich schnell fit, aber du hast unter Umständen genauso schnell Sehnen- oder Gelenkprobleme.
Wie trainiere ich nun richtig?
Diese Frage kannst du dir jetzt bestimmt selbst beantworten. Wenn du dich möglichst viel bewegst bist du auf der sicheren Seite. Wenn du viele einseitige Bewegungsmuster in deinem Alltag hast, mache öfter mal die Gegenbewegung.
Ein Gepard schleicht sich auch erst an die Gazelle an und sprintet nicht aus dem Stand. Außerdem sitzt er nicht den ganzen Tag starr auf einem Stuhl, sondern hat viel mehr abwechslungsreichere Bewegung. Wenn du also das meiste aus deinem Training herausholen willst wärme dich ordentlich auf und bereite dich besonders bei harten Belastungen darauf vor. Auch vor dem Laufen, kann man erstmal ein Stückchen gehen, sich lockern, Lauf-ABC machen oder noch besser die BAREFOOT ACADEMY Natural Running Drills. 😉
Viel Spaß beim Training!